Am Freitag, dem 17. Mai 2019, wurde das Projekt „Eremiten im Klosterwald Maria Eich“ der Allianz zum Schutz des Klosterwaldes als offizielles Projekt der „UN-Dekade Biologische Vielfalt“ ausgezeichnet. Das Klosterwald-Projekt ist das erste offizielle Projekt der UN-Dekade im Landkreis München.
P. Matthäus begrüßte die geladenen Gäste und alle Anwesenden im Namen der Brüder des Augustinerklosters – und im Namen aller Bewohner von Maria Eich: der Käfer und Vögel, der Eichen und Hainbuchen. Die Auszeichnung des Klosterwaldprojektes sei Anlass zu Stolz und Dankbarkeit, sie sei aber auch Verpflichtung, dieses herausragende Fleckchen Schöpfung zu erhalten.
Der Planegger Bürgermeister Heinrich Hofmann überbrachte die Glückwünsche der Gemeinde, auf deren Gemarkung der Klosterwald liegt. Er regte an, darüber nachzudenken, das Projektgebiet auch auf Flächen der Nachbargemeinden auszudehnen.
Bernhard Vollmar, Leiter des Forstbetriebs der Erzdiözese München und Freising, stellte in seinem Grußwort die herausragende Artenvielfalt auf dem Gebiet des Klosterwaldes heraus. Auch der „Rockstar der Totholzszene“, der Juchtenkäfer Osmoderma eremita, sei hier zu finden. Die Vielfalt der Schöpfung zu erhalten sei Aufgabe der Forstabteilung des Erzbistums.
Martin Neumeyer, der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Staatsforsten, betonte in seinem Grußwort die Aktualität des Themas Artenvielfalt. Der Wald um Maria Eich sei eine Kulturlandschaft und trage die Spuren jahrhundertelanger Nutzung durch den Menschen. Die Alteichen um Maria Eich hätten Napoleon ebenso überlebt wie die Industrialisierung und zwei Weltkriege.
Die Laudatio zur Auszeichnung hielt Landrat Christoph Göbel. Er dankte allen Projektbeteiligten und hob hervor, dass Biodiversität ein Thema sei, dessen Bedeutung heute so hoch wie nie zuvor sei. Dass die Bemühungen um den Artenschutz in Maria Eich bereits vor Jahren begonnen hätten, werde nun belohnt. Den Gedanken von Martin Neumeyer aufgreifend, stellte der Landrat heraus, der Wald um Maria Eich habe viele Generationen menschlichen Lebens überlebt. Jetzt gehe es darum, ihn auch unsere jetzige Zivilisation überleben zu lassen. Maria Eich zeige, dass die Nutzung durch den Menschen und Biodiversität sich nicht ausschließen müssten.
Im Anschluss an seine Laudatio überreichte der Landrat P. Matthäus, stellvertretend für alle Partner der Projektallianz, die Auszeichnungsurkunde und einen „Vielfalt-Baum“, der für die nächsten zwei Jahre an den Titel „Ausgezeichnetes Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ erinnern wird. Auf der Homepage der UN-Dekade wird über das Projekt informiert.
Nach einem Imbiss und einer Erfrischung fand eine Führung durch den Klosterwald statt. Michael Wagner vom Landratsamt München und Wilhelm Seerieder von den Bayerischen Staatsforsten erläuterten die Bedeutung der Alteichen und die Maßnahmen der Projektallianz. Ansatz der Allianz sei nicht die bloße Erhaltung des Status quo, sondern eine dynamische Entwicklung des Waldes. Durch geeignete Maßnahmen wie Auflichtungen werde sichergestellt, dass neue Methusalembäume heranwüchsen, die dann Heimat der Holzkäfer sein könnten, wenn die jetzigen Habitatbäume vergangen seien. Das sei ein Projekt nicht über Jahre, sondern über viele Jahrzehnte und ein nachhaltiges Vorgehen im besten Sinne.
Als im Jahr 2014 die Untere Naturschutzbehörde vom Umweltamt der Gemeinde Planegg gebeten wurde, das kleine Waldgebiet um Maria Eich mit seinen rund 50 mächtigen, mehr als 250 Jahre alten Eichen näher in Augenschein zu nehmen, rechnete wegen der geringen Größe niemand mit derartig spektakulären Ergebnissen. Rund 240 Holzkäferarten konnten in nur einer Untersuchungssaison nachgewiesen werden, darunter 88 Arten der Roten Listen. Was aber für Aufsehen sorgte, war der Nachweis von acht Urwaldreliktarten, also Arten, die nur in sehr alten und besonders totholzreichen Wäldern vorkommen.
Im Januar 2016 wurde deshalb die gemeinsame Entwicklung und Umsetzung eines Projekts beschlossen und unter Federführung der Unteren Naturschutzbehörde eine Projektskizze erarbeitet. Sie sieht umfangreiche Maßnahmen vor.
Neben einer intensiven Öffentlichkeitsarbeit und einem möglichst langen Erhalt der Baum-Methusaleme wird vor allem auf dynamische waldbauliche Maßnahmen gesetzt. Zuletzt wurden im Januar 2019 in einem Erweiterungsareal durch die Bayerischen Staatsforsten Gehölzentnahmen zur Förderung ausgewählter Eichen und zur Erhöhung des Totholzanteils vorgenommen.
Die Vereinten Nationen haben den Zeitraum von 2011 bis 2020 als UN-Dekade Biologische Vielfalt ausgerufen, um dem weltweiten Rückgang der Naturvielfalt entgegenzuwirken. Ein breit verankertes Bewusstsein in unserer Gesellschaft für den großen Wert der Biodiversität ist eine wichtige Voraussetzung. Die UN-Dekade Biologische Vielfalt in Deutschland lenkt mit der Auszeichnung vorbildlicher Projekte den Blick auf den Wert der Naturvielfalt und die Chancen, die sie uns bietet. Gleichzeitig zeigen diese Modellprojekte, wie konkrete Maßnahmen zum Erhalt biologischer Vielfalt, ihre nachhaltige Nutzung oder ihre Vermittlung praktisch aussehen.
Der Begriff „biologische Vielfalt“ umfasst die Vielzahl der Tier- und Pflanzenarten sowie die Vielfalt der Mikroorganismen und Pilze. Einbezogen wird auch die genetische Vielfalt innerhalb der Arten, die sich bei Pflanzen in den verschiedenen Sorten widerspiegelt und sich bei Tieren mit den Rassen verbindet. Aber auch die verschiedenen Lebensräume und komplexe ökologische Wechselwirkungen sind Teil der biologischen Vielfalt. Die Biodiversität ist Voraussetzung für das Funktionieren der Ökosysteme mit ihren verschiedenen Ökosystemleistungen.